Geschichtliches über die Startauben

Startauben oder Starhälse, wie sie früher genannt wurden, zählen wohl mit zu den ältesten Farbentauben. Schon im 16. Jahrhundert waren ihre Abarten im süddeutschen Raum bekannt. In Beschreibungen verschiedener Autoren wurden die Startauben schon recht früh beschrieben. So z.B. von Moser (Ulm) 1790, Bechstein (Leipzig) 1807, Neumeister (Weimar) 1837, Prütz beschrieb in seinem Buch „ Die Arten der Haustauben“ (1. Auflage 1871) die Startauben ausführlich.

Immerhin standen auf der 1. Nationalen im Februar 1893 im Leipziger Kristallpalast schwarze Starenhälse von R. Schmidt aus Erfurt und

H. Wege aus Makranstädt. Heute ist sie nicht nur in ganz Deutschland verbreitet sondern auch im Ausland beliebt.

Die Startaube führt ihren Namen nach der halbmondförmigen melierten bis reinweißer Zeichnung auf der Brust. Diese eigenartige Zeichnung besitzt keine andere Taubenrasse, es sei denn, sie stammt von der Urform ab, wie z.B. der dänische Stieglitz oder die amerikanische Fasanentaube. Dieser Zeichnung verdankte die Startaube früher auch die Bezeichnung „ Schwarze Mondtaube“ oder „ Trauertaube“. Sie ist von ihrem düsteren Aussehen abgeleitet. Dieses Aussehen wird aber durch das muntere lebhafte Wesen der Taube gemildert.

Neben den vielen Zeichnungsabarten ist es wohl ihre Vitalität, ihre unbedingte Zuverlässigkeit bei der Aufzucht, dass sie so beliebt machte. Auch ihre eifrige Futtersuche beim Feldern sowie ihr gewandter Flug ließ Züchterherzen höher schlagen. Leider trifft man kaum noch größere Flüge von Startauben an, denn durch die Modernisierung bei der Bodenbewirtschaftung hat die Taube kaum noch Möglichkeit, sich von der Ernte bis in den Winter hinein ohne Futter durchzuschlagen, wie das früher der Fall war. Auch die Zunahme der Greifvögel hat verstärkt dazu beigetragen. Eigentlich braucht die Startaube die Weite der Wiesen und Felder.

Anerkannt sind die Startauben in den Farbenschlägen schwarz, blau, rot und gelb.

Die schwarzgrundigen Startauben sind laut vielen Überlieferungen von Kennern der Farbentauben als Ursprung Süddeutschland zu geschrieben, wobei zweifellos der südliche Schwarzwald als Heimat anzusehen ist. Der Blaue Farbenschlag wurde in Thüringen herausgezüchtet und hat in relativ kurzer Zeit viele Liebhaber gefunden. Die roten und gelben Startauben haben ein Mauerblümchendasein und sind äußerst selten in guter Qualität anzutreffen. Viele Zeichnungsabarten, wie gemöncht, weißschwänzig. geschuppt (marmoriert), silberschuppig und als Blasse, sowie Variationen untereinander geben jedem Züchter ein großes Betätigungsfeld. Außerdem gibt es die Startauben mit Spitzkappe und Muschelhaube, so dass es zurzeit 54 Farb-bzw. Zeichnungsvarianten gibt.

Wie viele andere Rassen machte auch die Startaube Wandlungen im Laufe der Zeit durch.

Auch Züchter die diese Rasse jahrzehntelang rein gezüchtet hat, wird immer wieder vor neue Probleme und Rätzel gestellt. Gerade dieses macht die Zucht von Startauben immer wieder interessant und stellt uns eigentlich in die Pflicht, dieses alte Kulturdenkmal zu erhalten.

In den früheren Jahren wurden die Startauben vom Sonderverein Süddeutsche Farbentauben mit betreut. Bereits anfangs der 30er Jahre machte der Apotheker

Bayer aus Pasing der damalige Vorsitzende des Süddeutschen Farbentauben- vereins, den Vorschlag, dass die Startaubenzüchter, die darin stark vertreten waren, sich doch einen eigenen Sonderverein gründen sollten. Leider fühlte sich niemand angesprochen und so dauerte es nochmals zwölf Jahre bis man sich zur Gründung des Sondervereins der Startaubenzüchter entschließen konnte. Anlässlich der Landesschau am 03. Dezember 1933 in Sonneberg (Thüringen) wurde im Café „ Carl“ von den Startaubenzüchtern August Schott, Otto Menge, Otto Möller und Albin Prößdorf ein Sonderverein ins Leben gerufen. Bereits 1936 wurde der Verein zur Siegerschau in Essen wieder aufgelöst. Die genaue Ursache geht aus den vorhandenen Unterlagen nicht hervor. Insbesondere von August Schott wurde der Kampf für einen eigenen Sonderverein energisch weiter geführt, mit dem Ergebnis, dass im Mai 1937 zur Hauptversammlung in Hersbrück die Bildung eines Sondervereins wieder auf der Tagesordnung stand. Am 05. Dezember 1937 wurde der Schlussstrich gezogen unter eine langjährige Zankerei zwischen den damaligen Vorstandsmitgliedern des Vereins schwäbischer Taubenzüchter und den Züchtern der Starhalstauben.

Im Gasthof „ Zum neuen Bahnhof“ in Stuttgart wurde durch die bekannten Züchter August Schott, Viktor Roßbach, Christian und Eugen Bechtold, Wilhelm Reichle, Max Reinhold, Otto Menger und vielen anderen der Sonderverein der Startaubenzüchter aus der Taufe gehoben. 28 Züchter waren bei der Gründungsversammlung anwesend.

Folgender Vorstand wurde gewählt:

1.Vorsitzender: Christian Bechtold, Schwenningen

2.Vorsitzender: August Schott, Sonneberg

Schriftführer: Wilhelm Menge, Hochstedt

Kassierer: Erich Härtel, Niedermöllern

Der Mitgliederstand stieg laufend an und schon 1938 konnten 82 Mitglieder verzeichnet werden.

Der ausgebrochene 2. Weltkrieg gebot dem erfreulichen Wirken und Wachsen jähen Einhalt. Mit der Dauer des Krieges verschlechterte sich die Lage der Mitglieder und deren Zuchten. Manche hoffnungsvoll begonnene Taubenzucht musste in vielen Fällen aufgegeben werden. Nach Kriegsende war es ein schwerer Beginn, die übriggebliebenen Zuchten wieder aufzubauen, wobei große persönliche Opfer gebracht werden mussten. Durch die Teilung unseres Vaterlandes in Ost und West war es ein schwerer Wiederanfang, und die politische Entwicklung verhinderte einen gemeinsamen Weg.

In der Bundesrepublik gestaltete sich die Sondervereinsarbeit anfangs sehr schleppend, da es sehr viele Unstimmigkeiten gab und einige Startaubenzüchter sich sogar dem neugegründeten Sonderverein der Süddeutschen Farbentauben anschließen wollten.

Dieses wussten der Vorsitzende Bechtold und einige unentwegte Züchter zu verhindern. Die Zahl der Mitglieder sank auf 20 und diese kamen bis auf wenige Ausnahmen ausschließlich aus Württemberg und Baden. Christian Bechtold blieb Vorsitzender bis zum Jahre 1964 und wurde dort aus Altersgründen von Johann Hildbrand aus Hornberg abgelöst. 1966 wurde die Gruppe Hessen ins Leben gerufen. 1974 zählte der Sonderverein einschließlich der Gruppe Hessen 80 Mitglieder. 1977 stellte sich der 1.Vorsitzende Hildbrand nicht mehr zur Wahl und wurde durch Oskar Klotz abgelöst, der mit viel Elan ans Werk ging, um den Zuchtstand der Startauben zu heben sowie dem Sonderverein neue Mitglieder zuzuführen.

Leider verstarb dieser nach knapp einem Jahr Amtszeit und so musste am

26. November 1978 ein neuer Vorsitzender gewählt werden. Einstimmig fiel die Wahl auf Willi Mergenthaler aus Hockenheim.

Im Oktober 1978 wurde in Nehren die Gruppe Baden- Württemberg gebildet und 1980 wurde in Gütersloh die Gruppe Nordwest ins Leben gerufen.

Unter Willi Mergenthaler ging es stetig aufwärts und er verstand es, auch Geselligkeit in den Sonderverein zu bringen. Bei den vielen Sommertagungen konnte so mancher seine Alltagsprobleme vergessen.

 

Im Osten Deutschlands wurde erst durch die Gründung der DDR im Oktober 1949 der Weg geebnet für die Entwicklung zu einer Spezialzuchtgemeinschaft für Startauben.

Und wieder war es August Schott, der gemeinsam mit Max Reinhold die Initiative ergriff.

Um die Arbeit mit den Züchtern zu verbessern, wurden Arbeitsgruppen gebildet.

Die sächsischen und nördlichen angrenzenden Züchter sind in der AG Sachsen vereinigt. Als1.Obmann wurde damals Max Reinhold gewählt.

Kurz danach vereinigten sich die Züchter aus Thüringen, Sachsen- Anhalt und dem Norden zur AG Thüringen. Dessen Vorsitz obliegt den bewährten Händen von August Schott, der auch die Gesamtleitung der SZG Startauben übernimmt.

1950 weißt die Mitgliederliste bereits wieder 68 Zuchtfreunde aus.

Inzwischen nun schon 73-jährig, legte August Schott die Leitung in jüngere Hände. Voll Elan und neuen Ideen begann Dr. Wilhelm Jahn das Werk fortzusetzen. Der Schwung hielt nur ein Jahr an, dann verließ Dr. Jahn die DDR.

Die Wahl des neuen Obmanns fiel 1961 auf den erfahrenen und erfolgreichen Züchter Erhard Häcker. Bei seinem Amtsantritt zählte die SZG 71 Mitglieder.

Unermüdlich warb er durch Rundschreiben und persönliches Ansprechen für die SZG. Völlig unerwartet legte E. Häcker anlässlich der Jahreshauptvesammlung am 11. Dezember 1965 seine Funktion nieder.

War doch unter seiner Leitung die Mitgliederzahl auf 97 angestiegen. Notgedrungen sprang der Thüringer Ernst Henninger aus Kamsdorf ein, um einen wo möglichen Rückschlag zu verhindern.

Sein Leiden als Gehbehinderter und sein Gesundheitszustand ließen ihn nicht zu der Leistung kommen, wie er es sich vielleicht vorgestellt hatte. In einem Brief an Jochen Penndorf bat er, seinen Rücktritt zur Hauptschau im Januar 1969 in Meuselwitz bekannt zu geben.

Am 10. Mai 1969 wurde somit in Weißenfels ein neuer Vorstand gewählt. Die Wahl fiel auf Heinz Günther aus dem sächsischen Grünberg, der mit großem Elan das Schiff der Startaubenzüchter zu steuern begann.

Mit solchen bewährten Mitstreitern wie Dr. Zimmermann, Otto Böhle, Jochen Penndorf, Horst Gössinger, Harry Kohlfeldt und Ullrich Urwank ging es stetig aufwärts. Die Leistungsstruktur wurde verändert und die Kasse wurde dezentralisiert.

Hierbei sollte unbedingt ein Name erwähnt werden, der von Armin Lenk, Mengersgereuth- Hämmern. Dies war nicht nur ein aktiver Startaubenzüchter sondern er leistete auch eine vorbildliche Arbeit als Hauptkassierer und dieses ununterbrochen von 1049 bis 1985.

Den erneuten Aufschwung erlebte die SZG als absoluten Höhepunkt im Jahre 1983. Dort zählte diese 147 Mitglieder, die sich aus 69 Mitgliedern der Gruppe Thüringen, 57 Mitgliedern der Gruppe Sachsen und 21 Mitgliedern der Gruppe

Nord zusammensetzte.

Regelmäßige Versammlungen, rege Erfahrungsaustausche zu den Hauptschauen, richtungsweisende Auswertungen der Ausstellungen formten die SZG und auch unsere Startauben.

Auch die Beschickung der Hauptausstellungen wurde stetig gesteigert. Als in den 80er Jahren die Sparte Greiz- Raasdorf sich bereit erklärte, die Hauptschau der SZG durchzuführen, stabilisierten sich die Beschickungszahlen. Dieses war auch ein Verdienst von Ullrich Urwank, dem Vorsitzenden der Gruppe Sachsen, der sich dort sehr bemühte und viele Opfer brachte, um es allen recht zu machen. 300 bis 400 Startauben wurden all die Jahre in Greiz gezeigt. Der absolute Höhepunkt war die Jubiläumsschau anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Sondervereins der Startaubenzüchter 1987.

635 Startauben in 25 Farbenschlägen konnten dort in den Käfigen bewundert werden. Erwähnen möchte ich, dass im Laufe der80er Jahre die Rivalität zwischen Thüringen und Sachsen einer echten Gemeinschaft gewichen ist, wovon letztendlich alle profitierten. Nach über 20 Jahren Vorsitz legte der gesundheitlich angeschlagene Heinz Günther seinen Vorsitz in jüngere Hände und Klaus Pröger übernahm dieses Amt von 1989 bis 1991. Durch diesen wurden aber auch verbunden mit der Wiedervereinigung Deutschlands keine großen Akzente gesetzt. Von Ulrich Urwank bekam ich zur Frühjahrstagung 1991 der Gruppe Thüringen in Meura die Akten und geschäftlichen Dinge übergeben. Als 2.Vorsitzender hatte ich nun die Ehre und Aufgabe den Zusammenschluss der SZG Startauben und des SV der Startaubenzüchter mit vorzubereiten und zu besiegeln. Dieser denkwürdige Zusammenschluss fand am 29 Juni 1991 in Urnhausen in Thüringen statt. Viele Züchter waren an diesem denkwürdigen Tag anwesend.

Unser Zuchtfreund Helmut Walther hatte diesen Tag bestens vorbereitet und so wird dieser Tag in die Geschichte der Startaubenzucht eingehen.

Als 1.Vorsitzender wurde Willi Mergenthaler einstimmig in dieses Amt gewählt.

Weitere Mitglieder des Vorstandes waren:

2.Vorsitzender: Wolfgang Apel, Großwechsungen, Thüringen

1.Zuchtwart: Gottlob Wolfer, Filderstadt, Baden- Württemberg

2.Zuchtwart: Jochen Penndorf, Tröglitz- Gleina, Thüringen

Schriftführer: Heinz Gumbel, Ronneburg, Hessen

Kassierer: Friedel Seng, Maintal, Hessen

Durch den Zusammenschluss bzw. die Wiedervereinigung zwischen Ost und West gab es zunächst einen Mitgliederschwund.

Trotz allem fand die erste gemeinsame Hauptsonderschau der Startaubenzüchter in Altenstadt (Hessen) statt.

Dort kamen sich die Startaubenzüchter das erste Mal näher und so manches Tier wechselte seinen Besitzer. Feststellen konnte man, dass die Unterschiede zwischen den Startauben aus Ost und West kaum vorhanden waren.

Zur Frühjahrstagung 1992 kam die Nachricht vom plötzlichen Ableben unseres 1.Vorsitzenden Willi Mergenthaler, dem es somit nicht vergönnt war, das Zusammenwachsen der Startaubenzüchter mit zu erleben. So musste 1993 ein neuer Vorsitzender gewählt werden. Die Wahl fiel einstimmig auf Andreas Heide aus der Gruppe Hessen. Im gleichen Jahr legte der 1.Zuchtwart Gottlob Wolfer sein Amt nieder, Jochen Penndorf übernahm dieses Amt bis zum Jahre 1995. Aus beruflichen Gründen gab er dieses Amt ab und Willi Schmidt wurde einstimmig in dieses Amt gewählt. Im Jahr 2000 hatte der Vorstand der Startaubenzüchter folgendes Aussehen:

1.Vorsitzender: Andreas Heide, Gruppe Hessen

2.Vorsitzender: Wolfgang Apel, Gruppe Thüringen

Schriftführer: Johannes Dreisewerd, Gruppe Nordwest

Kassierer: Friedel Seng, Gruppe Hessen

Zuchtwart: Willi Schmidt, Gruppe Hessen

Pressewart: Siegfried Lang, Gruppe Sachsen

Zur Sommertagung in Ailingen am Bodensee, im April 2006, musste ein neuer Vorstand gewählt werden, da Andreas Heide als 1.Vorsitzender und Willi Schmidt als Zuchtwart sich nicht zur Wiederwahl stellten.

Als 1.Vorsitzender wurde Wolfgang Apel gewählt. Als 2.Vorsitzender wurde Ullrich Urwank und als Zuchtwart Dr. Uwe Bamberger berufen.

Auf der Sommertagung im hessischen Berghausen gab es nochmals Veränderungen im Vorstand, so dass der Vorstand im 75. Jubiläumsjahr folgendes Aussehen hat.

1.Vorsitzender: Wolfgang Apel, Gruppe Thüringen

2.Vorsitzender: Ullrich Urwank, Gruppe Sachsen

Schriftführer: Jens Schachtschnabel, Gruppe Hessen

Zuchtwart: Jörg Dutschke, Gruppe Sachsen

Kassierer: Siegfried Lang, Gruppe Sachsen

Zum 75.Jubiläumsjahr hat der Sonderverein der Startaubenzüchter den Zuspruch für den „ Goldenen Siegerring“ zur Europaschau im Dezember 2012 in Leipzig erhalten. Wir freuen uns darüber ganz besonders und werden dort auch unsere Hauptsonderschau ausrichten. Wir wünschen uns dort natürlich viele Mitglieder, Freunde und Besucher an unseren Stand, damit unsere Präsentation ein voller Erfolg wird.

Der Sonderverein der Startaubenzüchter hat im Jubiläumsjahr noch 182 Mitglieder. Wir würden uns natürlich freuen, wenn wir neue Mitglieder begrüßen könnten, denn in der Gemeinschaft macht dieses noch mehr Spaß und Freude.

 

 

 

 

                                                                  Wolfgang Apel

                                                                  1.Vorsitzender